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In memoriam Karl S. Pister

Als ich 1964/65 an der Universität von Kalifornien (UC) in Berkeley studierte, um den Master of Science in Structural Mechanics zu erwerben, hörte ich bei Prof. Karl S. Pister mehrere Vorlesungen über Elastizitätslehre. Weil ich ihm anscheinend irgendwie gefiel, betraute er mich im Sommer 1965 mit einem NASA-Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse ich später für meine Dissertation verwenden konnte. Von da an war er so etwas wie ein väterlicher Freund von mir. Im September 1965 kehrte ich nach Österreich zurück. Im gleichen Flugzeug saß Karl mit seiner gesamten Familie (Rita und sechs Kinder), um eine einjährige Gastprofessur an der TH Stuttgart anzutreten. Seine Kontakte nach Wien zu Prof. Parkus ermöglichten es mir, an der TH Wien zum Doktor techn. zu graduieren.

Ich blieb mit Karl brieflich bzw. per Email mindestens einmal jährlich in Kontakt. Er war ein aufgeklärter, liberaler Katholik, mit dem ich mich öfter austauschte und der mir wertvolle Literaturtipps gab, ja mir sogar Bücher über den großen Teich sandte.

Ich traf Karl noch einige Male in Deutschland – zB 1971 in Berlin bei einer Betonreaktorkonferenz -, 1987 und 1995 in Berkeley und 2017 in Wien, als er auf einer Flussreise ans Schwarze Meer teilnahm. Damals war er schon Witwer und seine Begleiterin war Germaine. Zu zweit schafften sie die Reise und als wir uns an der Anlegestelle an der Donau in die Arme schlossen, hatten wir Tränen in den Augen. Mein letzter Kontakt war ein Telefonat heuer im Jänner; damals merkte ich ihm schon an, dass nicht mehr viel Freude an seinem Leben empfand. Am 14. Mai 2022 starb Karl in Kalifornien, und zwar in seinem Haus in Walnut Creek. Mir wurde es erst bekannt, als ich ihm mein Christmas-Email sandte und dieses zurückkam.

Seine akademische Karriere führte ihn zum Dean of the College of Engineering at UC Berkeley, nach seiner Emeritierung zum Chancellor of UC Santa Cruz, wo er einiges in Ordnung zu bringen hatte, und anschließend zum UC Vice President for educational outreach. Sein Interesse im Unruhestand galt nämlich der Ermöglichung universitärer Studien für alle Schichten der Bevölkerung, um die Erziehung und Bildung der Jugend zu stärken. Er erhielt eine Vielzahl von Ehrungen als ausgezeichneter Wissenschaftler und für diese seine Bemühungen im Alter.

Das Bild zeigt Rita, Karl, Martin Fenz (der Karl auch von seinem Masterstudium her kannte) und mich 1971 bei der 1. SMIRT in Berlin.


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