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AutorenbildWolfgang Oberndorfer

In memoriam Prof. Dr. Hans Küng

Der Theologe und Priester Hans Küng wurde 1928 in der Schweiz geboren und starb vor Kurzem in Tübingen/Deutschland. Er war wohl der bekannteste Kirchenkritiker im deutschen Sprachraum und ihm wurde, vor allem wegen seiner Kritik am Unfehlbarkeitsdogma und in der Folge seines Buches „Existiert Gott? Antwort auf die Gottesfrage in der Neuzeit“ 1979 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Für ihn war wichtig, dass auch in der christlichen Theologie die philosophischen Erkenntnisse des Zeitalters der Aufklärung anerkannt und umgesetzt werden. Dazu gehörte für ihn erstens die Anerkennung der historisch-kritischen Methode der Bibelforschung und zweitens die in der Naturwissenschaft erarbeiteten Naturgesetze. Gerade in diesem Sinn fühlte ich mich ihm zu tiefst verbunden.

Ich erlebte Küng das erste Mal 1967 bei einem Vortrag vor mehreren Hundert Studenten in Tübingen und alle waren damals begeistert. In der Folge las ich manche seiner Bücher wie Christ sein (1975), Die christliche Herausforderung (1980), Ewiges Leben (1982), Die Kirche (1985), Credo (1992), Wissenschaft und Weltethos (1998), Spurensuche (1998), Der Anfang aller Dinge (2005), Anständig wirtschaften (2010), Ist die Kirche noch zu retten? (2011) und Was bleibt? (2014), eine Zusammenschau seiner wichtigsten Kerngedanken.

Küng prägte mich sehr stark und ich werde nie vergessen, dass mache meiner konservativ denkenden Bekannten ihn einen Verräter des katholischen Glaubens nannten. In der Süddeutschen Zeitung las ich im März 2011 einen Beitrag von ihm über „Das römische System muss fallen“, darin den Satz „Ja, die katholische Kirche ist noch zu retten. Nicht aber ihr überkommener Absolutismus“. Das wurde zum dritten Treiber meines Suchens nach einem intellektuellen katholischen Glauben und einer Religion, die die Menschenwürde, insbesondere was die Gleichheit betrifft, ernst nimmt. Als ich für mein Buch „Rom und Naturwissenschaftler ticken anders“ jemanden suchte, der mir ein Vorwort schreiben könnte, trat ich an ihn heran. Aus dem eingeblendeten Brief geht hervor, dass er sich so eine Aufgabe nicht mehr zumuten wollte, was ich natürlich verstand.

Lieber Kollege Küng, ruhe in Frieden. Danke für alles.



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